Sobald der Begriff Testosteron fällt, wird dieser auf Anhieb mit Männlichkeit in Verbindung gebracht, wobei vor dem geistigen Auge unweigerlich das übliche Klischee vom vor Muskulatur strotzenden Bodybuilder entsteht. Was nur wenige wissen ist, dass das androgene Sexualhormon Testosteron nicht nur für die Entstehung des männlichen Phänotyps verantwortlich ist, sondern auch im weiblichen Körper eine essenzielle Rolle spielt.
Was bewirkt Testosteron bei Frauen?
Da der menschliche Körper unabhängig vom jeweiligen Geschlecht eine grundsätzlich übereinstimmende Funktionsweise aufweist, verfügen Frauen ebenso über Testosteron wie auch Männer über das weibliche Sexualhormon Östrogen. Während Männer im übertragenen Sinne aber nur so vor Testosteron strotzen, gestaltet sich der Testosteronspiegel bei Frauen mit 0,24 bis 0,35 Nanomol pro Liter Blut deutlich niedriger. Nichtsdestotrotz spielt das Testosteron auch in der weiblichen Physiologie eine tragende Rolle, da es unter anderem großen Einfluss auf die Entwicklung von Muskelmasse und Kraft sowie auf die Knochendichte hat. Da sich der Testosteronspiegel im Vergleich zu Männern aber im Schnitt um den Faktor 40 niedriger gestaltet, ist es Frauen beispielsweise auf natürlichem Weg nicht möglich eine ähnlich große Muskelmasse aufzubauen. Darüber hinaus gilt Testosteron auch als Einflussfaktor für den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel.
Welche Gefahren bestehen für Frauen bei Testosteronmangel?
Der Testosteronmangel hat nicht nur für Männer weitreichende Folgen, sondern wirkt sich aufgrund der entscheidenden Bedeutung des Testosterons auf essenzielle Stoffwechselvorgänge auch auf Frauen aus. Ein akuter Mangel führt beispielsweise zu Abgeschlagenheit und Müdigkeit, was sich letztlich aus der Störung des Energiestoffwechsels ergibt, wodurch der Organismus sozusagen in eine Art Ruhezustand versetzt wird. Darüber hinaus geht die Wissenschaft aktuell davon aus, dass auch das Risiko für die Entstehung von Erkrankungen wie Diabetes, Osteoporose und Herz-Kreislauf-Leiden durch einen zu niedrigen Testosteronspiegel begünstigt werden kann. Abschließende Erkenntnisse liegen diesbezüglich in der Fachwelt allerdings noch nicht vor. Ursächlich für einen akuten Mangel an Testosteron bei Frauen ist neben schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen vor allem Stress oder eine rapide starke Gewichtsabnahme.
Welche Gefahren hat ein Testosteronüberschuss?
Ein deutlich außerhalb der Norm befindlicher Testosteronspiegel führt bei Frauen unter anderem zur Entwicklung einer vermehrten Körperbehaarung wie dem umgangssprachlichen Damenbart. Darüber hinaus kann es durch die erhöhte Testosteronkonzentration zur Entwicklung von starker Akne, einer tieferen Stimme sowie zum Wachstum der Klitoris kommen. Die Auswirkungen, die der Testosteronüberschuss auf die Knochenstruktur, das Brustgewebe und den Energiestoffwechsel hat, ist aus wissenschaftlicher Sicht ebenfalls noch wenig erforscht, sodass sich diesbezüglich keine hieb- und stichfesten Aussagen treffen lassen. Was hingegen belegt ist, betrifft die durch das Testosteron bedingte erhöhte Wahrscheinlichkeit am sogenannten polyzystischen Ovariensyndrom zu erkranken, das zu Störungen des Menstruationszyklus und im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen kann.
Da sowohl der Mangel als auch der Überschuss an Testosteron gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann, ist es durchaus sinnvoll den Hormonspiegel im Rahmen einer vollständigen Blutanalyse in regelmäßigen Abständen untersuchen zu lassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die jeweils charakteristischen Symptome eindeutig zu beobachten sind. Ohne ärztliche Absprache sollten jedoch keine medizinischen Maßnahmen getroffen werden, da der Eingriff in den Hormonhaushalt eine Vielzahl unerwünschter Auswirkungen haben kann.