Kein Hormon hat es zu ähnlicher Popularität gebracht wie das männliche Sexualhormon Testosteron. Physiologisch zuständig ist es für die Ausbildung äußerlicher Männlichkeitskennzeichen wie dem Muskelaufbau, der Art der Fettspeicherung, der Köperbehaarung einschließlich Bartwuchs und der Ausbildung der Geschlechtsorgane. Außerdem unterstützt Testosteron die Spermien- und Samenproduktion und die Erektionsfähigkeit. In der permanent andauernden Forschung bezüglich psychischer Einflussnahme gilt es als sicher, dass Testosteron den Begattungstrieb, den Selbstdarstellungsdrang und die allgemeine Aggressivität steigert. Stark abweichende Normwerte des Testosteronspiegels stärken oder vermindern sowohl bei Männern als auch bei Frauen geschlechtsspezifische Merkmale. Neben sozialen Indikatoren wie Empathie, Egozentrik und Sensibilität können auch lebensnotwendige Körperfunktionen beeinträchtigt werden.
Allgemeine Symptomatik
Die Medizin kennt eine ganze Reihe von Symptomen, bei denen das Bestimmen des Testosteronwertes hilfreiche Informationen zum Beschwerdebild liefern kann. Direkt vom Testosteron betroffen sind die männlichen Keimdrüsen und die Nebennierenrinde, deren Unter- beziehungsweise Überfunktion am Testosteronspiegel erkannt wird. Wenn bei Frauen männliche Geschlechtsspezifika wie starker Haarwuchs, ein sich abdunkelnde Stimme oder Haarausfall vorhanden sind, kann eine Normwertabweichung als Ursache ermittelt werden. Einige Indikatoren deuten auf Stoffwechselerkrankungen oder Funktionseinschränkungen hin, an denen Testosteron beteiligt sein kann. Das adrenogenitalen Syndrom führt zu geschlechtsumgekehrten Körpermerkmalen wie einer vergrößerten Klitoris oder einem Penis bei Hodennormalgröße. Pubertätsmerkmale bereits im Kindesalter werden oft durch Testosteron ausgelöst.
Akute Symptomatik
Umgekehrt steht der Testosteronspiegel auch als Indikator bei einer akuten Verlangsamung bis zum Aussetzen der geschlechtlichen Entwicklung in der Pubertät zur Verfügung. Nach dem Erreichen des Erwachsenenalters kann insbesondere das Ausbleiben des Eisprungs bei Frauen eine unmittelbare Folge des Hormoneinflusses darstellen. Bei einer Medikamentation mit Wirkstoffen, die den Sexualhormonen entgegenwirken, muss der Testosteronwert schon aus Sicherheitsgründen regelmäßig bestimmt und beobachtet werden. Konkrete physiologische Informationen liefert der Wert des Testosterons beim Verdacht auf die Bildung von Tumoren in der Nebennierenrinde und bei mutmaßlichem Hodenkrebs. Verminderte Samenproduktion und Erektionsstörungen können weitere testosteronabhängige Symptome sein.
Medizinische Parameter und Testmethodik
Generell messbar ist der Testosteronspiegel im Blut, Speichel und im Urin. Im Blut wird er aus dem Plasma oder, einfacher und präziser, aus dem Serum bestimmt. Die Werte werden in drei Maßeinheiten angegeben, wobei die Bezugsgrößen Nanogramm (ng) und millionstel Gramm (gg) pro Milliliter seltener verwendet werden. Gängig sind nmol pro Liter, bei denen Globulin als Bindestoff für das Testosteron eingesetzt wird. Für das Bestimmen des Wertes ist etwa ein Milliliter Blut erforderlich. Um die große Beweglichkeit des Testosteronwerts mitteln zu können, sind drei Blutabnahmen in etwa halbstündigen Zeitabständen notwendig. Eine nüchterne Messzeit am Vormittag beugt verfälschenden Wertermittlungen vor.
Psychische Symptomatik
Das endokrinologische System des Körpers gehört zu den sensibelsten und teilweise noch am wenigsten erforschten Vitalfunktionen des menschlichen Körpers. Welche massiven Auswirkungen der Eingriff in den Hormonhaushalt haben kann, zeigt sich bei der Einnahme von Anabolika oder Dopingmitteln immer wieder. Neben körperlichen Auswirkungen kann die Deregulierung zu Veränderungen von Verhaltensweisen und emotionalen Reaktionen führen. Je nach erhöhtem oder abgesenktem Wert sind verminderter oder überhöhter Sexualtrieb, eine zu niedrige oder zu hohe Frustrationstoleranz mit daran gekoppelter Aggressivität und Veränderungen im Sozialverhalten typische Folgen eines von der Norm abweichenden Testosteronwerts. Das Sexualhormon muss nicht, kann aber Ursache sein.